Als Stuhlgang bzw. medizinisch Defäkation (von lat. faex = Hefe, Bodensatz) bezeichnet man das Ausscheiden von Kot (Stuhl, Faeces) aus dem menschlichen Verdauungstrakt bzw. Darm. Stuhl ist das Endprodukt der Verdauung bzw. der eingedickte und durch Bakterien zersetzte, unverdauliche Rest des Nahrungsbreis. Er besteht zu etwa 75 % aus Wasser. Weitere Bestandteile sind unverdaute, teilweise zersetzte Nahrungsmittelbestandteile (hauptsächlich Zellulose), abgestoßene Epithelien der Darmschleimhaut, Schleim, Bakterien und Gallenfarbstoffe wie beispielsweise Sterkobilin, eines der Abbauprodukte des Hämoglobins, das dem Stuhl die braune Farbe verleiht.
Da Stuhlfrequenz und Menge des Stuhlgangs stark von der aufgenommenen Nahrung abhängig sind, können für die Beobachtung des Stuhlgangs nur ungefähre Normalwerte angegeben werden. Tägliche Stuhlgewichte schwanken zwischen 100 und 500 g, je nach dem Ballaststoffanteil in der Ernährung. Im Einzelfall kann die Menge des bei einem einzigen Stuhlgang ausgeschiedenen Materials bis zu 1 kg betragen. Geringe Stuhlmengen von unter 100 g am Tag sind normal, wenn der Mensch fastet oder sich sehr ballaststoffarm ernährt. Ansonsten weisen solche geringen Mengen auf eine Verstopfung hin. Bei großen Stuhlmengen, die nicht auf die Ernährung zurückgeführt werden können, ist an eine ungenügende Aufnahme der Nahrungsbestandteile aus dem Darm beispielsweise durch eine Verdauungs- oder Verwertungsstörung (maldigestion bzw. malabsorption) zu denken.
Viele Menschen haben täglich Stuhlgang, aber dennoch kann die Häufigkeit beim gesunden Menschen von mehrmals täglich bis einige Male wöchentlich variieren. Erst bei deutlichen Abweichungen von den üblichen individuellen Stuhlgewohnheiten spricht man von Durchfall (Diarrhoe, häufige Darmentleerung von zumeist flüssig-schleimigen Stuhl) oder Verstopfung (Obstipation, seltene Darmentleerung von sehr festem Stuhl). Für die Krankenbeobachtung ist es auch wichtig zu wissen, welche krankheitsbedingten Beimengungen der Stuhl enthalten kann: Schleim bei Reizkolon oder Tumoren, Blut-, Schleim- und Eiterauflagerungen bei Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn, Blutauflagerungen bei Tumoren, Entzündungen oder Hämorrhoiden oder unverdaute Nahrung bei Verdauungsstörungen oder ungenügendem Kauen.
Ursachen und Schweregrade der Stuhlinkontinenz
Wie die Harninkontinenz kann auch Stuhlinkontinenz viele Ursachen haben, wie zum Beispiel:
neurogene Ursachen: aufgrund von Erkrankungen wie Demenz, Schlaganfall oder Multipler Sklerose
sensorische Ursachen: wenn beispielsweise durch Operation ein Verlust von Empfindungen in der Analregion auftritt
muskuläre Ursachen: beispielsweise durch eine Beckenbodeninsuffizienz, die durch Operationen und Geburtstraumen ausgelöst wurde
Entsprechend ihrer Ausprägung wird die Stuhlinkontinenz in drei Schweregrade unterschieden:
Grad I: gelegentliches Stuhlschmieren / Abgang von Darmgasen
Grad II: Unfähigkeit, flüssigen Stuhl willentlich zurückzuhalten
Grad III: Unfähigkeit, festen Stuhl willentlich zurückzuhalten
So funktioniert die DarmentleerungDarstellung der Darmentleerung
Der Vorgang der Darmentleerung ist mindestens so kompliziert wie die Blasenentleerung und muss ebenfalls im Kindesalter erlernt werden. Ein innerer und äußerer Schließmuskel sorgen für den Verschluss des Afterkanals. Tritt der Darminhalt in den Mastdarm (Rektum) [1] über, dehnt sich dieser mit zunehmenden Füllungsgrad. Dadurch entsteht eine Wandspannung, die über Nervenfasern dem inneren Schließmuskel [2] signalisiert wird, der daraufhin erschlafft. Der äußere Schließmuskel [3] zieht sich zusammen. Gleichzeitig entsteht Stuhldrang, der über das Rückenmark an übergeordnete Zentren im Gehirn weitergeleitet wird. Sind dann Ort und Zeit geeignet, kann die Entscheidung über eine Darmentleerung getroffen werden.
Stuhlinkontinenz – ein demoralisierendes Symptom
Die Stuhlinkontinenz entwickelt sich oft schicksalshaft durch eine genetische Veranlagung, im Zusammenhang mit anderen Krankheiten und natürlichen Alterserscheinungen. Die daraus entstehenden Belastungen für den Betroffenen selbst als auch für die Pflegenden sind ungleich höher als die bei Harninkontinenz. Denn Stuhlinkontinenz ist eines der unangenehmsten und sozial am wenigsten akzeptierten Symptome.
Stuhlinkontinenz bedeutet den unwillkürlichen Abgang von Winden, flüssigem und / oder festem Stuhl, der ein soziales oder hygienisches Problem darstellt (Norton et al., 2001). Die Zahl der Betroffenen wird in Deutschland auf ca. 1,5 Mio. Menschen geschätzt, wobei die Dunkelziffer durch die starke Tabuisierung des Problems sehr hoch sein dürfte. Wie bei der Harninkontinenz nimmt auch die Häufigkeit der Stuhlinkontinenz mit dem Alter zu, sodass bei geriatrischen und psychiatrischen Patienten mit bis zu 30 % Stuhlinkontinenz zu rechnen ist.
Untersuchungen sind erträglich
Die Angst vor allem älterer Menschen vor den diagnostischen Maßnahmen ist zumeist unbegründet. Denn mit einer ausführlichen Anamnese und klinischen Untersuchungen lassen sich häufig gute Erkenntnisse gewinnen. Mit der Anamnese werden Beschwerdebeginn, Stuhlfrequenz, Konsistenz, Stuhlbeschaffenheit (Gas, Schleim) und Menge erfragt. Wichtig sind auch die Umstände: gelegentlich, nachts, bei Husten oder Niesen, können Gase und Stuhl unterschieden werden? Vorhandene Grund- bzw. Stoffwechselerkrankungen und frühere Therapien oder Operationen sind ebenfalls im Allgemeinen durch die Anamnese zu erfahren.
Die klinische Untersuchung ist dann sicher immer noch die ergiebigste diagnostische Maßnahme. Das Auge und der tastende Finger sind durch kein Instrument zu ersetzen. Die rektal-digitale Untersuchung erfasst den klaffenden Anus, den sensiblen Analrand, den Haut-Muskel-Reflex, den Ruhetonus, die Willkürkontraktionen, aber auch eine Rektozele, Ureterozele sowie eine Perineum-Senkung oder einen Rektum-Prolaps.
Die apparative Diagnostik, z. B. mit Proktoskop, Rektoskop oder Röntgenuntersuchung, liefert weitergehende Befunde. Schmerzlos und wenig belastend ist die spezielle Diagnostik der Endosonographie, bei der der Schließmuskel mittels Ultraschall untersucht wird. Bei der Analsphinktermanometrie, die ebenfalls schmerzlos ist, wird zur Prüfung der Schließmuskelfunktion eine kleine Sonde in den Analkanal eingeführt.
Therapien gegen chronische Stuhlinkontinenz
Wie bei der Harninkontinenz richtet sich auch die Behandlung der Stuhlinkontinenz nach deren Ursachen. Die konservative, nicht operative Behandlung stellt dabei die unverzichtbare Basis dar:
In vielen Fällen kann eine Stuhlinkontinenz bereits durch die Umstellung der Ernährungsgewohnheiten gebessert werden. So lässt sich durch ballaststoffreiche Ernährung das Stuhlvolumen erhöhen und die Stuhlkonsistenz normalisieren. Wichtig ist dabei auch ein ausgeglichener Flüssigkeitshaushalt, für den in der AWMF-Richtlinie „Chronische Obstipation“eine tägliche Flüssigkeitsaufnahme von 1,5 bis 2 Litern empfohlen wird.
Ist ein Rest Sphinktermuskulatur erhalten, kann auch die physikalische Therapie mit Beckenbodengymnastik, endoanaler Stimulation und Bio-Feedback gute Erfolge zeigen. Sie erfordert aber eine exakte Indikation und genügend Ausdauer von Patienten und Therapeuten.
Medikamente wie Abführmittel zur Stimulation des Dickdarms oder Motilitätshemmer zur Verringerung der Stuhlhäufigkeit beseitigen keine Inkontinenz, sind aber zur begleitenden Anwendung oft unverzichtbar.
Je nach Ursache der Stuhlinkontinenz sind verschiedene chirurgische Verfahren indiziert. Operative Therapien beinhalten die Sanierung proktologischer Leiden wie Hämorrhoiden, Fisteln, Fissuren, Tumoren sowie Sphinkterrekonstruktionen und -plastiken. Dabei ist es wichtig zu wissen, dass die Medizin heute in der Lage ist, auch vorgeschädigte und hochbetagte Patienten aktiv zu behandeln, nicht zuletzt auch deshalb, da operative Eingriffe am Kontinenzorgan in der Regel mit einer schonenden Regionalanästhesie durchgeführt werden.
Pflegerische Versorgung bei Stuhlinkontinenz
Der mit aktiver Therapie nicht mehr zu verbessernde Grad der Stuhlinkontinenz erfordert meist einen erheblichen (Pflege-)Aufwand. Dieser ist aber nicht als Kapitulation gegenüber der Erkrankung zu begreifen, sondern – wie bei der Harninkontinenz auch – als Aufgabe, dem Betroffenen durch eine gute pflegerische Versorgung Lebensqualität zu erhalten bzw. zu verbessern.
Oft kann es dem Betroffenen helfen, wenn seine Toilettengewohnheiten eruiert und gesteuert werden. Die Voraussetzungen für den Erfolg eines „Toilettentrainings“ sind die gleichen wie bei Harninkontinenz: Es bedarf einer indikationsgerechten und individuellen Anwendung der Trainingsmethoden.
Priorität hat aber vor allem eine optimale hygienische Versorgung, wobei neben Analtampons auch hier überwiegend aufsaugende Inkontinenzprodukte eingesetzt werden. Es gibt sie in verschiedenen Ausführungen – z. B. als Inkontinenzeinlagen, Inkontinenzslips oder Inkontinenzhosen – sowie in zahlreichen Größen und Saugstärken, sodass immer eine individuell passende Versorgung sichergestellt werden kann. Die Auswahl sollte dabei immer gemeinsam mit dem Betroffenen erfolgen.
Da Stuhl besonders aggressive Substanzen enthält, ist die Haut im Urogenital- und Analbereich sorgfältig zu pflegen und zu schützen, um Folgeschäden der Stuhlinkontinenz wie beispielsweise eine IAD (Inkontinenzassoziierte Dermatitis) abzuwenden. Mechanische Reizungen, aggressive Verdauungsenzyme und der alkalische Urin führen im feuchtwarmen Milieu zur Vermehrung von Bakterien oder Pilzen und belasten die Haut.
Die MoliCare® Skin Hautpflegeserie ist in dieser Situation die ideale Ergänzung zu den MoliCare® Inkontinenzprodukten. Denn MoliCare® Skin Produkte für Reinigung, Schutz und Pflege sind optimal auf die Anforderungen der von Inkontinenz strapazierten Haut abgestimmt.
Im Rahmen der IAD-Prophylaxe sind vor allem die ohne Wasser anzuwendenden MoliCare® Skin Reinigungsprodukte eine wertvolle Hilfe: Der Reinigungsschaum mit Kreatin und die mit mit einer milden und pflegenden Reinigungslösung imprägnierten Feuchten Waschhandschuhe reinigen gründlich, aber sanft und wirken geruchsneutralisierend.
Bei den Molicare® Skin Hautschutzprodukten bieten der Hautprotektor Schaumspray und die transparente Hautschutzcreme zuverlässigen Schutz vor aggressiven Substanzen. Besonders wichtig ist aber auch, dass diese beiden Hautschutzpräparate speziell für die Anwendung mit aufsaugenden Inkontinenzprodukten entwickelt wurden: Sie schränken die Saugleistung nicht ein und sind so idealer „Kombipartner“ der MoliCare® aufsaugenden Inkontinenzprodukte.